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„Diese fremde, eine reine Alterität abstrahlende, unmenschliche (völlig kalte oder heisse)
Stimme erinnert flüchtig immer wieder an unterschiedlichste bekannte Schreie von Tieren, an Vogelrufe, oder, - auf einer ganz anderen Ebene – an maschinelle Klänge ( so wie auch Butoh ebenso ein Tier-Werden wie ein Maschine-Werden des Körpers kennt, die zwei Pole des Feldes des Anders-Werden bilden). Die Stimme wird anonym: aber nicht leiblos; diese Stimme löst sich nicht von der Suggestion einer Quelle, von einer unauslotbaren Tiefe ihrer Anonymität und Leiblichkeit; nur das diese Leiblichkeit selbst fremd wird, anonym wird, erschreckend und faszinierend.“

Prof. Dr. Johannes Meinhardt

 

„Eine Exaltiertheit als absurdes Theater. Grotesken mit eigener Logik, die andererseits von Ulrike Helmholz auch bis ins Kleinste zerfieselt wird. Abstraktionsprozesse: Wenn die Stimme zum Material gemacht wird. Alle Stimmungen von mimetischen Zuschreibungen abgeschält. Kein Katzen-Maunzen mehr. Kein Kinder-Gequengel. Nurmehr Ächzen als Ächzen, Schnaufen, Stöhnen. Die Töne zerquetscht. Klänge gedehnt. Ein Katalog an Stimm-Möglichkeiten. Eine Laut-Maschine…..Die spannendsten Momente, (…)wenn die Stimme nur noch ein Instrument ist und die Intensität ohne alles Anekdotische ganz nah an einen rückt. Das kann unbequem werden…“

Thomas Mauch, Südwest Presse

The Peel Sessions Live
Queen Elizabeth Hall,The South Bank Centre, London
19th March 1999
John Peel's here! John fucking Peel's here! And he's still the coolest old guy in England! For his Peel Sessions Live gigs, he's chosen to host a Digital Hardcore Night! AT THE QUEEN ELIZABETH HALL! How the fuck does that work?
The main attraction of the night, and the whole event, are of course Faust. Opening to the thumpingly primitive powerhouse beats of Zappi Deirmaier and the rising, gorgeously distorted electric organs of Joachim Irmler from behind a stagefront scrim, the group emerge from shadows into light as the monstrous sound of Michael Stoll's double and electric bass, Steven Lobdell's expressionistic guitar and the mechanist klang of Lars Paukstat's array of bars and pipes fill the room with noise. Taking the most recent studio album Ravvivando as a starting point, Faust progress off in wild directions: the heavy psychedelic noise-(non)Rock where the groove takes off into telepathic intensity; the explosive firework candles at the stagefront (small by the group's standards out of deference to the venue's first exposure to such pyrotechnic theatricality) and the burning metal percussion; the groaning I-beam girder stroked and pounded by Zappi or angle-ground by associate noisenik Till von Hoffman; and the ur-vocalizations of guest vocalist Ulrike Helmholz, which add a heartfelt, keening interjection at several stages.
-Antron S. Meister- Ravivando Klangbad

skug #38 | Text: Heinrich Deisl | Sat 3. Apr. 1999

Faust beweisen nachdrücklich, dass Krautrock, oder was davon übrig geblieben ist, auch 1999 ziemlich spannend klingen kann und scheren sich einen Dreck um (eigene) Mythenverklärung. Auch wenn zu Beginn die Orgel unseelig-selbstreferenziell daherkommt und von Bass und brutal übersteuerter Gitarre zur Seite gedrängt werden, wird spätestens nach der zweiten Nummer ein Wall of Sound aufgebaut, der die ganzen Gitarren-Noise-Bands vor Neid erblassen lassen sollte. Produktionsmäßig erinnert das Ganze ein wenig an »Rien«. Dazu kommt Ulrike Helmholz' vertrackte Stimme, an deren Texten sich mit Sicherheit Heerscharen von Diskursanalytikern die Finger wund schreiben werden. Ist das, betrachtet im Schlagschatten eines minutenlang stehenden Gitarren-Feedback-Tons, von Wichtigkeit? Wer weiß. Faust waren in den letzten Jahren kein bisschen faul, machten sich technische Errungenschaften zunutze (es ist eben einfacher ein Loop zu samplen als zu kleben) und blieben ihrem Stil treu. Die beiden Abschlussstücke kommen daher als wenn die letzten 25 Jahre nicht stattgefunden hätten und »IV« noch zu gebären wäre. Die Legende lebt und liest dem Feld zwischen Sonic Youth und Trans Am gehörig die Leviten.

 

Upress1

 

 

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